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Vom Kleinstadt-Genie zum Global Player

2002 wurde Chronos Richardson, ein weltweit anerkannter Erfinder und Hersteller von automatischer Wägetechnik, von Premier Tech übernommen. In Anerkennung der Wurzeln und Innovationskraft des Unternehmens wirft Premier Tech einen Blick auf die großartige Geschichte zweier Männer, die die Verpackungsindustrie im 19. Jahrhundert revolutionierten.

Wie alles begann

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Hennef, eine Kleinstadt in der Nähe von Köln, die erste Welle der Industrialisierung. Viele neue Fabriken waren errichtet worden und in dieser spannenden Zeit begegneten sich zwei Männer mit völlig unterschiedlichen Biografien, die gemeinsam etwas schaffen sollten, das den Wiegeprozess für immer verändern würde: Carl Reuthers und Eduard Reisert, Erfinder der ersten automatischen Waage.

Eduard Reisert begann seine Karriere im Maschinenbau 1866 in Augsburg und Köln. Zehn Jahre später, im Jahr 1876, gründet der junge Ingenieur das Unternehmen Munnem & Reisert. Eduard Reisert war von der Idee fasziniert, die Kräfte der Natur zu nutzen und sie Arbeit für die Menschheit verrichten zu lassen, indem er die auf das Wägegut einwirkende Schwerkraft als Antriebskraft zum Füllen und Entleeren eines trommelartigen Wägebehälters nutzte. Das automatisch arbeitende Durchsatzmessgerät für lose Schüttgüter war geboren und wurde 1877 unter dem Namen Munnem und Reisert hergestellt.

Vom Durchsatzmessgerät bis zur Zulassung und Eichung einer selbsttätigen automatischen Waage war es jedoch noch ein weiter Weg. Doch das Team war noch nicht ganz vollständig – dann trat Carl Reuther auf den Plan.

Carl Reuther arbeitete als Metallarbeiter in Bonn und reiste dann als Tagelöhner durch Deutschland, Belgien und Frankreich. Damals wurde der Maschinenbau immer bedeutender und so konnte sich Reuther einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz aneignen. Damit gerüstet kehrte er zurück nach Hennef und gründete eine Fabrik für hochwertige landwirtschaftliche Maschinen.

Die Phase des Wachstums

Der dynamische Unternehmer Carl Reuther und der neugierige Erfinder Eduard Reisert schlossen sich 1881 zusammen und gründeten in Hennef die Maschinenfabrik Reuther & Reisert, die späteren Chronos-Werke. Carl Reuthers Kenntnisse über Waagen und Eduard Reiserts Know-How in Bezug auf die Schwerkraft des Schüttgutes führten zur Entwicklung der automatischen Chronos-Waage. Dieses revolutionäre System beruhte auf einem Waagebalken und gehört auch heute noch zu den präzisesten Wägetechnologien, funktionierte aber vollautomatisch über die Erdanziehungskraft und ein Prinzip, dass die Erfinder Tandem-Waagebalken nannten. Dank dieser Vorrichtung ließ sich die Waage auf verschiedene Wägegüter mit unterschiedlichen Schüttdichten und Schütteigenschaften in großen Magazinen oder Waagschalen einstellen.

Mit dem Siegel der „Kaiserlichen Normal Aichungs-Commission“ wurde die Chronos-Waage im Dezember 1883 als weltweit erste automatische Waage zur Eichung zugelassen. „Die einzigartige Erfindung der beiden großen Pioniere Carl Reuther und Eduard Reisert läutete das Ende des Verwiegens loser Schüttguter von Hand und den Beginn des Zeitalters der automatischen Wägeinstrumente ein,” erklärt Dr. Manfred Kochsiek, Vorsitzender der Internationalen Organisation für das gesetzliche Messwesen.

Warum „Chronos“?

Die beiden Industriepioniere benannten ihre neue Waage nach dem griechischen Wort für Zeit, „chronos“. Damit sollte hervorgehoben werden, dass Schüttgüter rund 10.000 Jahre lang mit nicht selbsttätigen Waagen von Hand gewogen wurden – ein zeitraubendes Unterfangen. Mit der Erfindung der Chronos-Waage wurde das Abwägen deutlich verkürzt, wodurch sehr viel Zeit und Arbeit eingespart werden konnte. (Und auch die Genauigkeit wurde natürlich signifikant gesteigert.)

Reuther und Reisert im Mai 1896 zu ihrer Erfindung:

„Als wir vor ungefähr 20 Jahren mit dem Bau und der Einführung unserer eigenen Erfindung, einer automatischen Waage für Getreide etc., begannen, konnte dieses Unternehmen als ein ziemlich gewagtes angesehen werden, denn alle seitherigen von anderer Seite unternommenen Versuche nach dieser Richtung waren sämtlich fehlgeschlagen und galten nur als eine Bestätigung der damals allseitig herrschenden Ansicht, daß die Herstellung einer brauchbaren automatischen Waage überhaupt nicht möglich sei. Heute jedoch wird niemand mehr bestreiten, daß wir unsere Aufgabe mit dem vollständigsten Erfolge gelöst haben. Bei allen einschlägigen Betrieben von Bedeutung des In- und Auslandes [...] sind unsere automatischen Waagen bekannt und eingeführt.

Seitdem unsere automatischen Waagen außerdem in Deutschland und in fast allen anderen Ländern der Erde zur Aichung sowie zu zoll- und steuerrechtlichen Ermittlungen zugelassen worden sind, haben sie in den einschlägigen größeren Betrieben die alten, nicht automatischen Wägeeinrichtungen vollständig verdrängt.“

Chronos heute

Seit 136 Jahren und inzwischen weltweit mehr als 60.000-fach verkauft haben sich automatische Chronos-Waagen bestens bewährt.

Chronos stand schon immer für Innovation und baute sein Portfolio zu einem Komplettanbieter aus, für den Waagen immer ein wichtiges Produkt blieben. Die Innovationskraft von Chronos Richardson deckte sich mit den Werten von PT, was einen der Hauptgründe für die Akquisition im Jahr 2002 darstellte. Mit der Summe der Chronos-Technologien und des Produktportfolios von Premier Tech in Amerika, Europa und Asien erreichen Hersteller ihre Ziele schneller denn je. Mit ihrer außerordentlichen Leistungsfähigkeit, die unsere Erfahrung im Bereich des Wägens mit unserem ständigen Streben nach Innovation vereint, setzt die Nettowaage E55 von Premier Tech ganz neue Maßstäbe in der Industrie.

Ein Fertigungsbetrieb ohne computergesteuerte, automatische Wägeeinrichtungen lässt sich heute nur schwer vorstellen. Die moderne Fertigung würde ohne die Ingenieurleistung und den Erfindergeist von Reuther und Reisert nicht existieren. Diese wegweisende Zusammenarbeit findet weltweit Tag für Tag auch zwischen Premier Tech und den belieferten Herstellern statt.

Die Geschichte von Chronos wurde von einem ehemaligen Mitarbeiter von Chronos Richardson, Wolfgang Euler, ausführlich und mit Leidenschaft dokumentiert.